In den meisten Büchern über Hühnerkrankheiten sind sehr viele Erkrankungen aufgeführt. Für Leser ist es aber oft schwierig, unwichtige, sehr selten auftretende Krankheiten von den großen Plagen zu unterscheiden. Daher möchte ich dir hier die nach meiner Erfahrung 7 wichtigsten ansteckenden Erkrankungen bei Hobbyhühnern vorstellen. Die meisten dieser Krankheiten können ohne die Untersuchung von Proben, verstorbenen Tieren oder lebenden Hühnern nicht sicher identifiziert werden. Hier findest du eine Übersicht über mögliche Untersuchungseinrichtungen
Mareksche Krankheit
Bedeutung: Die Mareksche Krankheit wird von einem Herpesvirus (Gallid Alphaherpesvirus 2) verursacht und ist mit Abstand die bedeutendste Erkrankung bei Hobby- und Rassehühnern. Meist sind die betroffenen Tiere unter einem Jahr alt mit einer Häufung der Ausbrüche zwischen 3-6 Monaten. Ältere Hühner können aber auch erkranken. Was siehst du bei erkrankten Hühnern: Typischerweise zeigen einzelne Tiere eine einseitige Lahmheit. Dabei wird ein Bein nach vorne gestreckt, das andere nach hinten. Erkrankte Tiere sind nicht zu retten, meist sterben sie auch nach zwischenzeitlicher Besserung der Symptome. Bei Tumoren in anderen Organen können auch davon abweichende Symptome auftreten. Meistens fallen diese Veränderungen aber erst nach dem Tod des Tieres bei einer pathologischen Untersuchung auf. Was kannst du tun: Eine Behandlung ist, wie bei allen Viruserkrankungen, leider nicht möglich. Die einzige Möglichkeit besteht in der Impfung der Eintagsküken, welche vor Krankheitserscheinungen schützt. Allerdings können geimpfte Tiere trotzdem noch infiziert werden und Virus ausscheiden. Der Zukauf von geimpften Virusträgern stellt in der Hobbyhaltung daher sicherlich eine der wichtigsten Infektionsquellen für ungeimpfte Hühner dar.
Infektiöse Laryngotracheitis (ILT)
Bedeutung: Von allen hier aufgeführten Erkrankungen ist ILT sicherlich die unbekannteste, trotz ihrer weiten Verbreitung und dem häufigen Vorkommen bei Hühnern. ILT wird auch von einem Herpesvirus verursacht (Gallid Alphaherpesvirus 1). Diese Infektion lässt sich häufig durch ihren schweren Verlauf auch relativ gut vom Hühnerschnupfen abgrenzen. Außerdem verbreitet sie sich viel langsamer im Bestand, es sind häufig nur einzelne Tiere betroffen. Was siehst du bei erkrankten Hühnern: Die Tiere bekommen nur sehr schlecht Luft und eventuell sind Atemgeräusche zu hören. Im Bereich des Kehlkopfes ist häufig gelblich-bröckeliges Entzündungsmaterial zu sehen. Es kann zu Todesfällen durch Ersticken kommen, wenn das Entzündungsmaterial die Luftröhre vollständig verlegt. Was kannst du tun: Eine Behandlung ist nicht möglich; bei dem zusätzlichen Vorliegen von bakteriellen Infektionen kann eine Antibiotikagabe womöglich das Krankheitsbild verbessern. Es gibt 3 zugelassene Impfstoffe gegen ILT. Allerdings sollten die beiden Lebendimpfstoffe mit Vorsicht und nach Herstellerangaben eingesetzt werden, das es sonst zu erheblichen Nebenwirkungen kommen kann. Es besteht auch die Möglichkeit einer Notimpfung in bereits infizierten Tiergruppen, die den Krankheitsverlauf in der Herde u. U. deutlich verkürzen kann.
Hühnerschnupfen
Bedeutung: Auch eine Erkrankung, die sehr häufig auftritt, aber im Gegensatz zur Infektiösen Laryngotracheitis seltener zu Todesfällen führt. Verantwortlich ist hauptsächlich die Bakterienart Avibacterium paragallinarum. Gerade in Hobbyhaltungen treten aber oft Infektionen mit mehreren verschiedenen Atemwegserregern auf. Nach meiner Erfahrung lassen sich neben dem oben genannten Erreger häufig Mykoplasmen nachweisen, teilweise auch Viren wie z. B. das Virus der Infektiösen Bronchitis (IB). Was siehst du bei erkrankten Hühnern: Fast jeder Hühnerhalter kennt die Symptome, vielleicht waren deine Hühner ja auch schon betroffen: Nasenausfluss, Niesen, zugeschwollene Augen. Meist erkranken adulte Hühner, junge Tiere weniger. Bei der Beteiligung von verschiedenen Erregern sind nicht nur die oberen Atemwege involviert, sondern teilweise auch Lunge und Luftsäcke. In diesen selteneren Fällen zeigen die Tiere auch deutlichere Symptome wie Schweratmigkeit und können auch sterben. Was kannst du tun: Einen leichten Schnupfen musst du nicht zwangsläufig behandeln. Bei schwereren Krankheitserscheinungen kann ein Antibiotikum (nach Erregernachweis und Resistenztest) eingesetzt werden. Allerdings führt ein Antibiotikaeinsatz nicht immer zu einer Besserung oder die Symptome werden unter der Behandlung besser, um nach dem Ende der Therapie wieder zurückkehren. Dies lässt sich damit erklären, dass teilweise virale Erreger beteiligt sind, gegen die Antibiotika nicht wirken, und die Bakterien (Avibacterium paragallinarum und Mykoplasmen) durch eine Therapie nicht vollständig eliminiert werden können. Gegen diese beiden Erreger gibt es auch zugelassene Impfstoffe, die allerdings mit der Nadel geimpft werden müssen. In jedem Fall empfiehlt es sich, für die gesetzlich vorgeschriebene ND-Impfung Kombiimpfstoffe zu verwenden, die auch gegen IB schützen.
Escherichia-coli-Infektion
Bedeutung: E. coli ist der am häufigsten nachgewiesene bakterielle Erreger bei Geflügel und kann verschiedene Erkrankungen verursachen. Für die Hobbyhaltung sind die Krankheitsbilder Dottersackinfektion, systemische E.-coli-Infektion und die Legedarmentzündung am bedeutendsten. Dottersackinfektion und systemische E.-coli-Infektionen treten hauptsächlich bei jungen Hühnern auf. Bei der Legedarmentzündung handelt es sich um eine chronisch verlaufende Erkrankung, die insbesondere bei älteren Legehennen vorkommt. Was siehst du bei erkrankten Hühnern: DS-Infektion: Küken mit verdicktem Nabel; syst. Infektion: in sich zusammengesunkene Tiere mit gesträubtem Gefieder und geschlossenen Augen (diese Symptome sind allerdings unspezifisch und treten bei vielen Erkankungen auf); Legedarmenzündung: pinguinartige Haltung, verklebte gerötete Kloakenregion, praller Bauchbereich. Bei allen Formen kann eine erhöhte Sterblichkeit auftreten. Was kannst du tun: DS-Infektion: Bruthygiene verbessern, antibiotische Behandlung; system. Infektion: antibiotische Behandlung; Legedarmentzündung: betroffene Tiere sind meist auch durch eine Antibiotikabehandlung nicht mehr zu retten, da sich in dem Legedarm große Mengen an Entzündungsmaterial befindet.
Salmonella-Pullorum-Infektion
Bedeutung: Die Erkrankung wird auch weiße Kükenruhr genannt und wird durch den Erreger Salmonella enterica subsp. enterica serovar Gallinarum biovar Pullorum (kurz: Salmonella Pullorum) verursacht. Die Infektion tritt in Deutschland fast ausschließlich in der Hobbygeflügelhaltung auf. Typisch ist die sogenannte vertikale Übertragung, das bedeutet, dass der Erreger von infizierten Elterntieren über den Eiinhalt an die Küken übertragen wird. Was siehst du bei erkrankten Hühnern: Die Probleme beginnen bereits in der Brut, es sterben vermehrt Embryonen ab und es schlüpfen häufig lebensschwache Küken, die dann im weiteren Verlauf den typischen weißen Durchfall entwickeln und auch versterben. Die Problematik kann ingesamt so massiv sein, dass aus dem Schlupf kaum Tiere durchkommen. Was kannst du tun: Im akuten Fall solltest du die betroffenen Küken mit einem geeigneten Antibiotikum behandeln. Allerdings lässt sich der Erreger allein durch eine Behandlung nicht aus dem Bestand eliminieren. Ziel muss trotzdem eine Salmonella-Gallinarum-freie Haltung sein. Eine Sanierung kann durch die Untersuchung von Blutproben aller Tiere auf Antikörper und die Entfernung der positiven Tiere und begleitende Hygienemaßnahmen versucht werden.
Kokzidiose
Bedeutung: Bei der Kokzidiose handelt es sich um die wichtigste Darmerkrankung bei Hühnern, die durch verschiedene Kokzidienarten der Gattung Eimeria verursacht wird. Diese einzelligen Parasiten vermehren sich in der Darmwand und zerstören dabei das Gewebe. Mit dem Kot infizierter Tiere werden große Mengen Oozysten (Eierstadien) ausgeschieden, die besonders unempfindlich gegen viele Umwelteinflüsse sind. An der Kokzidiose erkranken hauptsächlich Küken, selten auch ältere Tiere. Was siehst du bei erkrankten Hühnern: Je nach beteiligter Kokzidienart zeigen die Küken flüssig-schleimigen bis blutigen Durchfall. Unbehandelt kann es zu massiver Sterblichkeit kommen. Was kannst du tun: Die Kokzidiose sollte behandelt werden; bei dem Versterben von Tieren empfehle ich die parallele Behandlung von Clostridium perfringens, einem bakteriellen Erreger, der sich in dem zerstörten Darm stark vermehren kann. Nach Behandlungsende ist eine Reinigung und Desinfektion des Stalles notwendig. Dabei solltest du ein Desinfektionsmittel wählen, was gegen Kokzidien wirkt, z. B. aus der DVG-Liste. Dafür bei Wirkungsbereich „Parasitäre Einzeller“ auswählen. Auch den Auslauf nicht vergessen, also kalken und umgraben. Vorbeugend kannst du entweder Kokzidiostatika-haltiges Aufzuchtfutter verwenden oder die Küken gegen Kokzidien impfen lassen.
Befall mit der Roten Vogelmilbe
Bedeutung: Die Rote Vogelmilbe ist der wichtigste Ektoparasit (Außenparasit) des Geflügels. Dabei handelt es sich um sehr kleine (unter 1 mm Länge) Spinnentiere, die sich von dem Blut deiner Hühner ernähren. Sie suchen die Tiere nachts heim und verstecken sich tagsüber im Stall, wo sie auch ihre Eier ablegen. Neben dem Blutverlust kann ein Milbenbefall auch noch weitere negative Folgen für die Hühner haben. Außerdem können die Milben leider auch dich stechen, wenn sie die Gelegenheit bekommen. Was siehst du bei erkrankten Hühnern: Blasse Kämme, Unruhe, die Tiere gehen abends nur ungerne in den Stall, weniger Eier. Bei starkem Befall auch Versterben von Tieren. In diesen Fällen sieht man teilweise auch am Tag Milben auf den Hühnern. Hier findest du Hinweise zur Identifizierung der Milben. Was kannst du tun: Es gibt eine ganze Reihe an möglichen Maßnahmen. Zum einen kannst du die Milben in der Stallumgebung behandeln (z. B. mit Pyrethroiden, Kieselgur, Hitze, Speiseöl). Außerdem gibt es ein Tierarzneimittel (Exzolt, Wirkstoff Fluranaler), welches über das Trinkwasser verabreicht wird. Begleitend solltest du im Stall potentielle Milbenverstecke minimieren (Spalten, Ritzen, Hohlräume, Einstreu etc.). Ich empfehle dir außerdem, deinen Hühner auch auf jeden Fall ein vor Feuchtigkeit geschütztes Staubbad anzubieten, damit sie sich selber helfen können.