Vielleicht hast du das auch schon mal gesehen, es passiert gar nicht so selten, dass sich bei Vögeln Luft unter der Haut ansammelt – ein sogenanntes Unterhautemphysem. Dies kann für die Tiere störend sein oder in schlimmen Fällen sogar lebensbedrohend. In diesem Beitrag werde ich dir die zugrunde liegenden Ursachen vorstellen sowie die Möglichkeiten der Behandlung dieses Problems erläutern. Dann weißt du, was zu tun ist, wenn du ein Huhn mit Luft unter der Haut in deiner Haltung findest.
Das Atmungssystem des Huhnes
Der Atemtrakt des Vogels unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von deinem eigenen bzw. dem von Säugetieren. Der Grund liegt vor allem in der Flugfähigkeit von Vögeln, die zu anderen anatomischen und physiologischen Anforderungen an das Atmungssystem führt. Oder, um es anders auszudrücken, beim Fliegen braucht es ein effizienteres System als bei der Fortbewegung am Boden, welches dem Organismus mehr Sauerstoff zur Verfügung stellt. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass durch das Luftsacksystem bei Ein- und Ausatmung sauerstoffreiche Luft durch die Lungen fließt.
Die Luftsäcke sind dünnwandige, durchsichtige Anhänge der Lunge. Die Anzahl kann je nach Vogelart variieren (zwischen 7 und 11), wobei Hühner 8 Luftsäcke haben die da wären: ein Halsluftsack, ein Schlüsselbeinluftsack, zwei vordere Brustluftsäcke, zwei hintere Brustluftsäcke und zwei Bauchluftsäcke. Die Bauchluftsäcke haben mit Abstand das größte Volumen. Neben ihrer wichtigen Funktion bei der Atmung spielen die Luftsäcke auch bei der Stimmbildung und bei der Thermoregulation eine Rolle. Außerdem reduzieren sie das Gewicht des Vogels. Der Schlüsselbeinluftsack erstreckt sich beispielsweise bis in den Oberarmknochen (Humerus).
Die Luftsäcke haben nun aber auch einen entscheidenden Nachteil. Weil sie so dünnwandig sind, und sich in vielen verschiedenen Regionen des Vogelkörpers befinden, können sie leicht verletzt werden. Das kann zu dem Austritt von Luft mit potentiellen negativen Folgen für das betroffene Tier führen.
Wie entsteht ein Unterhautemphysem?
Die Ansammlung von Luft unter der Haut des Huhnes (Emphysem) entsteht durch Verletzungen der Luftsäcke. Eine mögliche Ursache sind zum Beispiel Unfälle (Anflugtraumata), die aber eher bei Vogelarten auftreten, die mehr fliegen als Hühner. Dabei kommt es entweder zu einer starken Kompression und nachfolgendem Riss des Luftsackes oder zu einer Verletzung beispielsweise durch spitze Knochenfragmente nach Frakturen.
Bei Hühnern sind direkte Stich- und Bissverletzungen häufiger, dabei werden die Luftsäcke direkt verletzt. Wie oben bereits erwähnt, reichen die Luftsäcke bis in den Hals, d. h. dass Bissverletzungen in dieser Region für die Entstehung eines Unterhautemphysems ausreichen.
Eine dritte Ursache können Verlegungen und Verengungen der Atemwege sein. Die Veränderung kann dabei in den oberen Atemwegen (Nasenlöcher, Kehlkopf, Luftröhre) oder in den Luftsäcken selbst liegen. Meist sind Atemwegserkrankungen der Grund, beispielsweise Hühnerschnupfen, ILT, Mykoplasmen, Aspergillose. Durch die Verlegung des Atemtraktes mit Schleim oder Entzündungsmaterial kann ein erhöhter Druck in den Luftsäcken entstehen, die dadurch reißen können.
Wie kannst du ein Unterhautemphysem erkennen?
Die Luft kann sich an unterschiedlichen Lokalisationen unter der Haut des Huhnes sammeln. Häufig ist der Hals oder die seitliche Körperwand betroffen, aber auch Kopf, Oberschenkel oder Bauch sind möglich. In Extremfällen kann die Schwellung so stark werden, dass aus dem kugelförmigen Tierkörper nur noch der Schnabel und die Beine heraussehen. Die Schwellungen unter der Haut fühlen sich tatsächlich wie Luft an, man bezeichnet das auch als „puffig-knisternd“. Davon abgegrenzt werden können Unterhautentzündungen oder Hauttumore, die sich aber meistens wesentlich fester anfühlen.
Welche Folgen hat das Emphysem für das Tier?
Ein Unterhautemphysem von leichter bis mittlerer Ausprägung beeinträchtigt das betroffene Huhn oft nur geringfügig. Zum einen kann die Atmung durch den defekten Luftsack erschwert sein, zum anderen kann die Schwellung je nach Lokalisation bestimmte normale Verhaltensweisen einschränken. Du solltest dich allerdings fragen, wie das Emphysem überhaupt entstanden ist. Meist ist die Ursache für diese Veränderung wesentlich gefährlicher für das Tier. Beispielsweise können Bissverletzungen oder auch Knochenbrüche durchaus zum Tode des betroffenen Tieres führen, genauso wie verschiedene Atemwegserkrankungen. Sie dir das Huhn also genau an und suche ggf. zügig einen Tierarzt auf, wenn du den Verdacht auf eine schwerere Verletzung oder Grunderkrankung hast.
Wie kannst du dem Huhn helfen?
Bei leichteren Fällen wächst die Luftsackverletzung oft wieder zu und das Emphysem verschwindet normalerweise nach einigen Tagen von selbst wieder. Bei schwerer betroffenen Tieren oder bei jungen Küken sollte die Luft unter der Haut aber entfernt werden. Dafür kannst du auch eine Tierarztpraxis aufsuchen, wo die Luft durch das Anstechen mit einer Kanüle oder einem Skalpell abgelassen wird. Falls du dir das zutraust, kannst du auch selbst tätig werden. Dazu brauchst du ein Hautdesinfektionsmittel und eine sterilisierte kleine Nadel (beispielsweise kurz in die Flamme eines Feuerzeuges halten und abkühlen lassen). Desinfiziere die Einstichstelle der Haut und steche die Nadel so in die Schwellung, dass die Luft entweichen kann. Vielleicht musst du die Prozedur in den nächsten Tagen noch ein bis zweimal wiederholen, da sich manchmal nochmals Luft an der Stelle sammelt. Häufig hat man damit aber Erfolg.
Unterhautemphysem-Vorbeuge
Wie in vielen meiner Blogbeiträge möchte ich auch in diesem Fall mit vorbeugenden Maßnahmen schließen. Denn es ist für dich vielleicht die wichtigste Information, ob du irgendetwas machen kannst, um derartige Probleme gar nicht erst auftreten zu lassen.
Anflug-Unfälle wirst du vermutlich kaum komplett verhindern können, auch wenn sie bei Hühnern eher selten sind. Hinsichtlich der Stich- und Bissverletzungen kannst du schon wesentlich mehr unternehmen. Kontrolliere deine Haltung auf potenzielle Verletzungsmöglichkeiten (scharfkantige Gegenstände, reparaturbedürftige Einrichtung etc.) und eliminiere die Gefahrenquellen. Außerdem solltest du deine Haltung gegen Raubwild absichern und Schadnager (Ratten) konsequent bekämpfen, da sie nachts auch Hühner, vor allem junge Tiere, anfallen können. Gegen Verlegungen und Verengungen der Atemwege könntest du wie folgt vorgehen: Um das Auftreten von Aspergillose (Schimmelpilzerkrankung der Atemwege) zu verhindern, achte auf trockene, optisch unauffällige Einstreu und einwandfreies Futter. Falls etwas davon nass wird, solltest du das sofort entfernen. Gegen die anderen Atemwegserkrankungen kannst du die Hühner nur durch Impfungen und das Vermeiden von unnötigen Hühner-Zukäufen schützen.
Ich hoffe, du hast jetzt eine Vorstellung davon, was du machen kannst, wenn du ein Huhn mit Luft unter der Haut findest und vielleicht auch, wie du dem vorbeugen kannst.
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