Kategorien
Krankheiten

Hühner-Schnupfen behandeln und vorbeugen

Atemwegsinfektionen wie Hühner-Schnupfen gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei Hühnern. In diesem Beitrag gehe ich auf die verschiedenen ursächlichen Erreger ein, gebe Hinweise zur Behandlung und zeige dir, welche vorbeugenden Maßnahmen du ergreifen kannst.

Bedeutung der Erkrankung

Wahrscheinlich hast du schon Erfahrungen mit Hühner-Schnupfen bei deinen Hühnern gemacht. Atemwegserkrankungen kommen bei allen Tierarten leider sehr oft vor, insbesondere, aber nicht nur, bei Jungtieren.

In der Fachliteratur wird als Hühner-Schnupfen eine Infektion mit dem bakteriellen Erreger Avibacterium paragallinarum bezeichnet. In diesem Beitrag zähle ich aber eine ganze Reihe unterschiedlicher Atemwegserreger auf, da die Krankheitssymptome oft ähnlich sind und häufig auch verschiedene Erreger gleichzeitig vorkommen.

Gratisdownload: folgende Erreger können bei Hühnern Atemwegsinfektionen verursachen

Atemwegsinfektionen haben sowohl in der Wirtschaftsgeflügelhaltung als auch in der Hobbyhaltung eine große Bedeutung. Oft verursachen die Erreger langwierige Krankheitsbilder, die schwer zu behandelt sind und auch zu einer gewissen Frustration bei Hühnerhaltern führen können.

Das siehst du bei betroffenen Tieren

Je nachdem ob nur die oberen (Nase, Nasennebenhöhlen) oder auch die unteren Atemwege (Luftröhre, Lungen, Luftsäcke) betroffen sind, können die Hühner unterschiedliche Krankheitssymptome zeigen.

Mildere Infektionen der oberen Atemwege äußern sich in schnupfenartigen Symptomen und Kopfschütteln, Nasenaufluss und verklebten, verschmutzten Nasenlöchern. Bei schwereren Verläufen kann es zu Schwellungen am Kopf kommen, die unterschiedliche Ursachen haben können:

  • Ansammlung von Entzündungsmaterial in den Nasennebenhöhlen. Die wichtigste beim Huhn ist der Sinus infraorbitalis („Unteraugenhöhle“).
  • Eine Kopfödem, welches infolge der Infektion durch Einlagerung von Flüssigkeit in das Unterhautbindegewebe entstehen kann.
  • Eine massive Keratokonjunktivitis (Entzündung der Augenhornhaut und der Augenbindehaut), bei der sich Entzündungsmaterial im Auge ansammelt.
Huhn mit hochgradiger Keratokonjunktivitis durch Hühner-Schnupfen
Huhn mit hochgradiger Keratokonjunktivitis

Sind auch die unteren Atemwege, also Luftröhre, Lungen und Luftsäcke, mitbetroffen, verläuft die Erkrankung häufig deutlich ungünstiger. Zum Beispiel führen Kehlkopf-Luftröhrenentzündungen häufiger zum Tod der Tiere durch Ersticken. Dabei kann sich insbesondere durch eine Infektion mit dem Virus der Infektiösen Laryngotracheitis (ILT) soviel Entzündungsmaterial bilden, dass dieses die Luftröhre komplett ausfüllen kann. Auch Lungen- und Luftsackentzündungen können die Atmung und die Sauerstoffaufnahme behindern. Daher können alle Infektionen der unteren Atemwege bei den Hühnern zu Symptomen wie Abgeschlagenheit und Schweratmigkeit führen und es kann zu Todesfällen durch Ersticken kommen.

Legehenne mit Schweratmigkeit
Legehenne mit Schweratmigkeit

Woher kommt die Erkrankung?

Eine Ursache für Hühner-Schnupfen können plötzliche Wetterumschwünge sein, zum Beispiel ein deutlicher Temperaturabfall. Problematisch können auch große Differenzen zwischen Stalltemperatur und Außentemperatur sein, z. B. wenn der Stall geheizt wird. Problematisch ist auch nass-kaltes Wetter, insbesondere wenn die Hühner durchnässt worden sind. Teilweise können die Tiere schon Träger der Atemwegserreger sein, und die Erkrankung tritt nach den genannten zusätzlichen Belastungen der Tiere in Erscheinung.

Eine andere Möglichkeit wäre der neue Eintrag von Atemwegserreger durch zugekaufte Tiere, Materialien, Personen oder Wildvögel. Bei zugesetzten Tieren oder eingebrachten Materialien aus anderen Geflügelhaltungen kann oft ein zeitlicher Zusammenhang festgestellt werden, das heißt die Erkrankung beginnt wenige Tage bis Wochen nach dem Einbringen. Bei Atemwegserkrankungen besteht hinsichtlich der Wildvögel insbesondere beim direkten Kontakt ein Risiko oder durch die gemeinsame Nutzung von Futter- und Wassereinrichtungen. Vielleicht hast du ja auch Probleme mit Spatzen und weißt, wie schwer es ist, diese vom Hühnerstall fernzuhalten.

Das kannst du immer tun

Das von Hühner-Schnupfen betroffene Tier sollte, falls möglich, separiert werden, um eine Ansteckung der anderen Tiere zu verhindern. Allerdings gelingt dies oft nicht. Bei kalten Temperaturen kann eine Wärmelampe nicht schaden.

Außerdem können folgende Hausmittel helfen:

  • Kräutertee brühen und über das Trinkwasser geben
  • Zwiebel, Knoblauch, Ingwersud herstellen und über das Trinkwasser geben
  • Gehackte Zwiebeln können auch direkt über das Futter gegeben werden
  • Salzwasser- oder Kräuter-Dampfbäder zur Inhalation verwenden, dazu das betroffene Huhn in einen Käfig setzen und diesen abdecken. Das betroffene Huhn darf keinen direkten Zugang zu dem heißen Wasser haben!

Zusätzlich kannst du ein Multivitaminpräparat geben, in dem auf jeden Fall Vitamin C und Vitamin A enthalten sein sollte. Und wenn das infizierte Huhn körperlich abbaut, magst du vielleicht Futter geben, was auch kranke Tiere noch gerne nehmen (z. B. Mehlwürmer, Sonnenblumenkerne, Haferflocken, Nudeln).

Probennahme und Untersuchung

Bei schwereren Erkrankungen sollte zunächst die Identifizierung der beteiligten Erreger im Vordergrund stehen. Dazu solltest du einen geflügelkundigen Tierarzt aufsuchen, der dann Tupferproben aus den oberen Atemwegen nimmt. Untersuchungseinrichtungen, die eine pathologische Untersuchung von Geflügel anbieten, führen meist auch Probennahmen bei lebenden Tieren und weiterführende Laboruntersuchungen durch.

Tupfer aus der Choanenspalte eignen sich besser für die Untersuchung auf Atemwegserreger als Rachentupfer. Außerdem ist die Probennahme deutlich einfacher als bei Luftröhrentupfern (Trachealtupfern).

Insbesondere, wenn dir eines oder mehrere Hühner an einer Atemwegsinfektion eingegangen sind, würde ich dir zu einer Untersuchung der toten Tiere raten, um die Ursache abzuklären.

Behandlung

Ob eine Atemwegsinfektion gut behandelbar ist und welche Wirkstoffe eingesetzt werden können, hängt logischerweise von der Art der beteiligten Infektionserreger ab.

Ganz generell sind Atemwegsinfektionen bei Hühnern nicht sehr gut mit Antibiotika zu behandeln. Häufig ist auch zu beobachten, dass die Krankheitssymptome während einer Antibiotikatherapie besser werden, nach dem Ende der Behandlung aber wiederkommen. Das liegt oft daran, das mehr als ein Erreger an den Infektionen beteiligt ist. Gegenüber Viren haben Antibiotika sowieso keinerlei Wirkung.

Auch durch Bakterien verusachte Infektionen der oberen Atemwege müssen nicht zwingend mit Antibiotika behandelt werden. Wenn die Hühner keine schweren Krankheitssymptome wie zugeschwollene Augen oder Schweratmigkeit zeigen, kannst du getrost auf Antibiotika verzichten. Du kannst auch erstmal die oben genannten Hausmittel austesten.

Spätestens wenn es den Tieren sehr schlecht geht, ist aber ein Antibiotikaeinsatz angezeigt (ggf. parallel zu anderen Maßnahmen), da immer die Chance besteht, dass so das Leben der Hühner geschützt werden kann. Im besten Fall hat der betreuende Tierarzt durch eine durchgeführte Untersuchung ein Resistenztest vorliegen, und kann den Wirkstoff danach auswählen. Bei der Applikation über das Trinkwasser solltest du beachten, dass grade die kranken Tiere eventuell weniger oder gar nichts mehr trinken, sodass du den betroffenen Hühnern ggf. die entsprechende Menge Wirkstoff in Wasser gelöst einzeln eingeben musst.

In den eher seltenen Fällen von Infektionen mit dem Luftröhrenwurm ist eine Behandlung mit einem Anthelmintikum (Wurmmittel) notwendig.

Notimpfung

Bei Atemwegserkrankungen, die durch Viren verursacht werden, ist eine Behandlung nicht möglich. Ein Sonderfall stellt eine ILT-Infektion dar. Diese Erkrankung verläuft meist schwer und häufig versterben auch einzelne Tiere. Allerdings infizieren sich in Unterschied zu vielen anderen Atemwegserregern nur selten alle Tiere gleichzeitig, sondern eher langsamer hintereinander über einen längeren Zeitraum. Deshalb gibt es für ILT die Möglichkeit einer Notimpfung der noch nicht betroffenen Tiere. Der Einsatz des Impfstoffs zur Notimpfung kann unter Umständen eine Erkrankungsserie zum Stillstand bringen. Allerdings gibt es keine Garantie dafür. Vorsicht ist auch angesagt bei der Notimpfung bereits erkrankter Tiere, da es zu Todesfällen kommen kann.

Vorbeugende Maßnahmen

Aus meiner Erfahrung als Tierarzt fängt in der Hobbyhühnerhaltung auch Hühner-Schnupfen häufiger nach dem Zusetzen von neuen Tieren an. Auch wenn du es vielleicht schon in anderen Blogbeiträgen von mir gelesen hast, kann man es nicht oft genug wiederholen: jedes Zusetzen von Hühnern in eine bereits bestehende Herde ist mit großen Risiken verbunden. Du siehst den Tieren nicht immer an, was sie so alles mitbringen. Darunter können auch Atemwegserreger sein. Also mache das nur, wenn es unbedingt notwendig ist.

Grade bei Regen und kalten Temperaturen ist ein trockener Stall ohne Zugluft wichtig. Junge Hühner sind auf höhere Temperaturen angewiesen, insbesondere wenn sie ohne Glucke aufgezogen werden. Außerdem sollte feuchte Einstreu vermieden werden.

Impfungen

Ein ganz wichtiger Punkt sind Impfungen. Hier kannst du mit vergleichsweise wenig Aufwand viel erreichen:

  • Wenn du selber Küken nachziehst, könntest du für die Marek-Impfung direkt nach dem Schlupf einen Vektorimpfstoff wählen, der die Tiere gleichzeitig auch gegen die Infektiöse Laryngotracheitis (ILT) immunisiert.
  • Die Newcastle-Disease-Impfung ist ja sowieso gesetzlich vorgeschrieben. Auch hier empfehle ich, Kombinationsimpfstoffe zu verwenden. Bei den Lebendimpfstoffen, die über das Trinkwasser verabreicht werden, gibt es Produkte, die neben dem ND-Virus auch gegen die Infektiöse Bronchitis (IB) immunisieren. Bei den Todimpfstoffen (die per Nadel verabreicht werden) gibt es auch Impfstoffe, die neben ND auch IB enthalten oder sogar ND, IB und das Aviäre Rhinotracheitisvirus (ART). Wenn du bei deinem Tierarzt Nadelimpfungen durchführen lässt, könntest du fragen, ob er vielleicht auf einen Kombinationsimpfstoff umstellen könnte. Der Aufwand bei der Verabreichung ist ja der gleiche, nur die Impfstoffkosten erhöhen sich etwas.

Die beiden oben genannten Impfungen sind deshalb so charmant, weil sie sowieso durchgeführt werden müssen. Alle weiteren Impfungen bedeuten einen zusätzlichen Aufwand und zusätzliche Kosten. Außerdem steht nicht für jeden Atemwegserreger auch ein Impfstoff zur Verfügung (siehe weiter oben erwähnter Gratis-Download). Falls für dich zusätzliche Impfungen in Frage kommen, würde ich mich auf die in der Hobbyhaltung häufig vorkommenden Erkrankungen Infektiöser Hühnerschnupfen und Mykoplasmose konzentrieren. Wenn deine Tiere nicht als Küken bereits gegen ILT geimpft wurden, ist eine Impfung gegen diese wirklich unangenehme Erkrankung auf jeden Fall zu empfehlen. Ich würde die Impfung gegen ILT sogar als die wichtigste der drei aufgeführten Zusatzimpfungen bezeichnen.

Zusammenfassung

Hühner-Schnupfen und andere Atemwegserkrankungen sind sehr häufig auftretende Probleme in Hobbyhühnerhaltungen. Leider gibt es eine ganz Reihe an verschiedenen Erregern, die diese Erkrankungen verursachen können. Dies erschwert die Diagnose und die Behandlung. Allerdings gibt es einige sinnvolle Maßnahmen, die du zur Vorbeugung ergreifen kannst.

Auf diesem Blog gibt es keine Bannerwerbung oder aufdringliche Affiliate-Links. Aber falls dir der Beitrag gefallen hat, würde ich mich freuen, wenn du dich für meinen Newsletter eintragen würdest. Dann erhältst du eine Gratis-Übersicht über Bekämpfungsmethoden gegen die Rote Vogelmilbe und ich informiere dich rechtzeitig über neue Beiträge.

Teile diesen Beitrag

4 Antworten auf „Hühner-Schnupfen behandeln und vorbeugen“

Hallo Arne,
Ich bin begeistert von der Seite. Gut zusammengestellte Informationen!
Gibt es aktuell einen Impfstoff der ILT und ND kombiniert? Ich finde nur Innovax ILT ND, der hat dann auch Marek dabei und ist von der Lagerung natürlich deutlich komplizierter…

Hallo Aileen, das freut mich, vielen Dank! Nein, aktuell gibt es leider keinen weiteren Impfstoff, der ILT und ND kombiniert. Zusätzlich zur schwierigen Lagerung sollte man diesen Impfstoff auch nur bei frisch geschlüpften Küken einsetzen. Für ältere Hobbyhühner kommt der schon allein wegen des Putenherpesvirus-Vektors nicht mehr in Frage, da die Tiere oft aufgrund von Marek-Feldinfektionen eine Immunität gegen den Vektor aufgebaut haben und die Impfung deswegen nicht mehr funktioniert. Allerdings gibt es einen neuen Vektorimpfstoff gegen ILT und AE (basierend auf einem Pockenvirusvektor). In der Legeperiode soll der aber auch nicht eingesetzt werden. Aber da fehlt dann auch ND. Viele Grüße, Arne

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert