Wie du vielleicht schon weißt, ist die Legedarmentzündung eine der häufigsten Erkrankungen bei älteren Legehennen. Betroffene Legehennen fallen oft durch einen prall gefüllten Bauch und eine aufrechte, pinguinähnliche Körperhaltung auf. Bei diesen Krankheitssymptomen kommt allerdings noch eine weitere Erkrankung als Ursache infrage, nämlich die Karzinomatose. Was ist das für eine Erkrankung und wie kann man herausbekommen, ob es sich um eine Karzinomatose oder um eine Legedarmentzündung handelt? In diesem Beitrag habe ich für dich alle wichtigen Informationen darüber zusammengestellt.
Krankheitsbild
Bei der Karzinomatose handelt es sich mit Abstand um die häufigste nicht-infektiöse (nicht von Viren verursachte) Tumorerkrankung von Hühnern. Eine andere Bezeichnung der Erkrankung lautet „Adenokarzinom der Legehenne“. Die Tumoren entwickeln sich aus Oberflächenepithelzellen des Eierstocks der Henne. Zu Beginn finden sich die kleinen weiß-gelben Tumoren nur im Eierstock. Nachfolgend können sie zu blumenkohlartigen Veränderungen zusammenwachsen und breiten sich typischerweise im Darmgekröse aus. Im fortgeschrittenen Krankheisstadium verhärtet der gesamte Darmtrakt duch die Tumoren und es kann zu Passagehindernissen des Darminhaltes kommen. Außerdem bildet sich bei den betroffenen Hühnern fast immer Flüssigkeit in der Körperhöhle (Aszites), welche dann zu dem angeschwollenen Bauch des Tieres mit beiträgt.
Typischerweise sind die betroffenen Legehennen mindestens zwei Jahre alt. In einer Studie konnten in 2,5 Jahre alten Legehennen bei 10 % der Tiere und in 3 Jahre alten Legehennen bei 65 % der Tiere Adenokarzinome im Eierstock festgestellt werden. Dies sind erstaunlich hohe Prozentzahlen. Trotzdem hast du vielleicht noch nie von dieser Tumorerkrankung gehört. Das war auch ein Grund, weshalb ich diesen Beitrag verfassen wollte, um über die Krankheit aufzuklären.
Ursache der Entstehung
Der Grund für die Entwicklung der Karzinomatose liegt vermutlich in der großen Anzahl der Ovulationen (Eisprünge) der Henne, durch die es jedesmal zu kleinen Verletzungen am Eierstockepithel kommt. Durch die notwendigen Reparaturvorgänge erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für DNA-Ablesefehler, die zu einer Tumorentstehung führen können. Die Anzahl der Ovulationen bei Legehennen ist vergleichbar mit den 300 bis 500 Ovulationen einer Frau bis zu den Wechseljahren. Daher ist die Legehenne auch ein wichtiges Modell für die Forschung zu Eierstockkrebs bei Frauen.
Abgrenzung zur Legedarmentzündung
Die Karzinomatose und die Legedarmentzündung weisen einige Übereinstimmungen auf:
- Beide Erkrankungen treten in erster Linie bei älteren Legehennen auf.
- Bei beiden Erkrankungen stellen die Hennen das Eierlegen ein.
- Beide Erkrankungen haben einen langsamen, chronischen Verlauf.
- Bei beiden Erkrankungen entwickelt sich ein stark geschwollener Bauch bei den Tieren, der zu einer pinguinähnlichen, aufrechten Körperhaltung der Hühner führen kann.
Mit einer Tastuntersuchung (Palpation) können die beiden Erkrankungen nicht sicher unterschieden werden. Dies ist beim lebenden Tier nur durch bildgebende Verfahren wie die Ultraschalluntersuchung möglich. In der pathologischen Untersuchung am toten Tier ist die Unterscheidung hingegen einfach.
Prognose
Das Adenokarzinom der Legehenne ist nicht behandelbar. Aufgrund der betroffenen Organe und Streuung der Tumoren im ganzen Bauchraum können diese auch nicht durch eine Operation entfernt werden. Daher bleibt als einzige Option das Einschläfern des Tieres. Wie du siehst, ist die korrekte Diagnose wichtig, da eine Legedarmentzündung ggf. operiert werden kann.
Vorbeugung
Alle Maßnahmen, die zu einer niedrigeren Legeleistung führen, können helfen, einer Karzinomatose vorzubeugen.
- Keine Hybridhennen halten, sondern Rassehühner mit geringerer Eierzahl.
- Im Frühjahr Eier nicht wegnehmen, sondern Naturbrut zulassen.
- Legepause im Winter zulassen, keine künstliche Beleuchtung.
Weitere mögliche vorbeugende Maßnahmen sehe ich etwas kritisch:
- Verabreichung eines Hormonchips. Dabei kommt es zur Zurückbildung des Ovars und dem kompletten Einstellen des Eierlegens. Allerdings sind diese Chips für Hühner nicht zugelassen und die Dauer der Wirkung schwer vorhersagbar. Außerdem finde ich den vorbeugenden Einsatz nochmal problematischer als die unbedingt notwendige Verabreichung nach einer operativen Legedarmentfernung.
- Restriktive, kalorienreduzierte Fütterung. Dies führt zwar zu einer geringeren Legeleistung, allerdings ist eine restriktive Fütterung aus Tierschutzgründen problematisch, weil die Tiere ständig Hunger haben. Außerdem ist diese Methode bei großen Ausläufen schlecht umsetzbar, weil die Hennen versuchen werden, das Defizit durch Futtersuche zu beheben.
Ich hoffe, ich konnte etwas zur Aufklärung über die Karzinomatose beitragen. Du kannst den Artikel gerne mit anderen Hühnerhaltern teilen, dazu die Buttons weiter unten verwenden.
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13 Antworten auf „Karzinomatose oder Legedarm-Entzündung?“
Sehr interessant und gut erklärt!
Danke!
Gerne!
vielen Dank für die Aufklärung! wichtiger Artikel.
Gerne!
Eine Henne ist leider gerade betroffen und wie ich lesen konnte wird es wohl darauf hinauslaufen diese schöne Henne zu erlösen. Ich hatte so gehofft:(. Danke für diesen guten Beitrag und Information. Endlich einmal ein gut (auch für den Leien) verständliche Seite.
Gern geschehen. Vielen Dank für die netten Worte!
Ich glaube bei uns ist auch eins betroffen… Sehr schmerzhaft?
Das kann man leider nicht ausschließen. Wenn du den Verdacht hast, fände ich es sinnvoll, das abklären zu lassen und das Tier ggf. zu erlösen. Das wäre bei einer nicht behandelbaren Erkrankung im Sinne des Tieres.
Hallo Herr Jung,
Tumore in dieser Körperregion können doch sicherlich auch bei Hähnen auftreten? Bis jetzt ist es nur ein Verdacht, weil der betroffene Hahn ca. 10% schwerer ist als normal, und ich seine Brust etwas zu schwach finde, gleichzeitig sich sein Hinterteil jedoch prall anfühlt.
Er atmet auch schwer, kräht schlecht und jeder Atemzug ist von einem Klacken begleitet, das man mit aufgelegtem Ohr hören und mit der Hand fühlen kann.
Können Sie mir hier einen Hinweis geben?
Freundliche Grüße!
Markus G.
Hallo Markus, also ganz allgemein können Hähne auch Tumorerkrankungen bekommen. Allerdings ist die Karzinomatose schon stark mit der Legetätigkeit assoziiert und ich habe das so noch nie bei einem Hahn gesehen. Ab und an kommen z.B. Hodentumore vor. Und natürlich die Mareksche Erkrankung oder die Leukose, bei denen Tumore in vielen verschiedenen Organen entstehen können. Allerdings können die geschilderten Symptome auch durch andere Erkrankungen verursacht werden, daher empfehle ich das Aufsuchen eines Tierarztes. Viele Grüße, Arne
Danke für den anschaulichen Artikel.
Ich habe gerade drei Hühner geschlachtet. Eines davon schien Karzinomatose gehabt zu haben. Es hat schon länger nicht mehr gelegt, war aber sonst sehr fit. Ist das Fleisch essbar, oder eher nicht?
Gerne! Also gesundheitsschädlich ist es sicher nicht, aber ich persönlich würde es nicht essen wollen, wenn innen alles voll Tumore ist. Maximal Tierfutter aus meiner Sicht.
Vielen Dank für den Artikel!
Ich habe vor 2 Jahren mit der Hühnerhaltung begonnen. Nachdem im Vorjahr der Fuchs in einer Nacht den Bestand um 3 Tiere dezimiert hat, wollten wir in diesem Jahr die „ganz alten“ Hühner rausschlachten. Heute das 2. Huhn geschlachtet und den ganzen Darm ist mit diesen weissen Bällchen übersät gefunden. Ansonsten sah alles sehr gut aus: Innereien in Ordnung, noch viele Eigelbe im Bauch, guter Geruch, gutes Gewicht.Nur an einer Stelle so etwas wie eine Wasserblase im Darm. Ich habe ein Bild gemacht und über eine Stunde online gesucht, was diese Knötchen im Darm auslösen könnte. Dies war der einzige Artikel!
Schade, nun möchten wir es natürlich auch nicht mehr essen.
Von meinen 8 Hühnern sind bisher 4 Hybridhühner. Die werde ich wohl nicht erneut anschaffen.
Viele Grüße!