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Trinkwasser-Impfung von Hobbygeflügel

Seit kurzem kannst du als Hobbygeflügelhalter die Impfung gegen Newcastle Disease selber durchführen (unter bestimmten Umständen). Bei anderen Tierarten erfolgen die meisten Impfungen mit einer Spritze. Dabei kann der Tierarzt durch die Einzelapplikation sicher sein, dass jedes Tier geimpft wurde. Wird die Impfung über das Trinkwasser verabreicht, gibt es im Vergleich zu einer Injektion eine ganze Reihe potentieller Fehler, die dazu führen können, dass bei den Hühnern keine Immunität gegen das Newcastle-Virus entsteht. Leider ist dies bei Impfungen für dich als Halter an den Tieren nicht sichtbar. Daher ist es besonders wichtig, mit dem Impfstoff sorgsam umzugehen und die Impfung gewissenhaft und korrekt durchzuführen, um auch das Ziel des ganzen Aufwandes zu erreichen: dass deine Hühner gegen den Erreger geschützt sind. Im Folgenden gehe ich auf verschiedene Punkte ein, die bei der Trinkwasser-Impfung von Hobbygeflügel beachtet werden sollten.

Nur gesunde Hühner impfen

Bei einem Lebendimpfstoff handelt es sich um vermehrungsfähiges Virus, das im Vergleich zu einem Feldvirus wesentlich weniger krankmachende Eigenschaften („Virulenz“) hat. Eine gewisse Restvirulenz hat aber auch das Impfvirus. Das kannst du dann daran sehen, dass deine Tiere nach der Impfung eventuell leichte Krankheitssymptome entwickeln können. Diese entstehen durch die (gewünschte) Vermehrung des Impfvirus in den entsprechenden Zielzellen (je nach Erreger). Wenn deine Tiere an einer anderen Erkrankung leiden, kann die Impfung zu einer deutlichen Verschlechterung des Krankheitsbildes führen, bis hin zum Versterben von Hühnern. Von Impfstoffherstellern werden folgende Erreger explizit genannt, die zu Komplikationen führen können: Mykoplasmen, E. coli, Aspergillus spp. (ein Schimmelpilz), Ornithobacterium rhinotracheale (ein Atemwegserreger, der in erster Linie bei Puten eine Bedeutung hat), das Virus der Infektiösen Bronchitis (IB), das Gumborovirus. Wichtig ist dabei, dass unter Umständen auch infizierte, aber ansonsten unauffällige Tiere nach einer Impfung unerwünschte Reaktionen entwickeln können. Letztendlich kann dies aber auch für andere Erreger nicht ausgeschlossen werden.

Außerdem ist bei der Impfung bereits kranker Tiere nicht gewährleistet, dass von den Hühnern der erwünschte Impfschutz entwickelt wird. Der Grund dafür ist, dass das Immunsystem der Tiere von den Krankheitserregern negativ beeinflusst werden kann, was eine unzureichende Immunantwort gegen den Impfstoff nach sich ziehen kann. Im Krankheitsfall solltest du also die Impfung verschieben und abwarten, bis sich die Tiere erholt haben.

Richtige Lagerung des Impfstoffes

Lebendimpfstoffe sind empfindlich und können durch unsachgemäßen Transport und Lagerungsfehler ihre Wirksamkeit verlieren. Du musst sie bei Kühlschranktemperaturen, also bei ca. 2 bis 8 °C, und vor Licht geschützt lagern. Diese Impfstoffe sind empfindlich gegenüber Hitze und dürfen nicht eingefroren werden. Auch beim Transport solltest du den Impfstoff kühlen, aber auch dabei ist ein Gefrieren zu verhindern; der Impfstoff sollte somit nicht direkt an den gefrorenen Kühlakkus liegen. Falls doch einmal ein Lagerungs- oder Transportfehler passiert, gibt es nur eine Lösung: Der Impfstoff ist zu entsorgen, und du musst dir neuen besorgen.

Vorbereitung der Impfung

Es ist wichtig, dass deine Hühner den Impfstoff in ca. 2-3 Stunden aufnehmen, da das Impfvirus nach Auflösung im Wasser nach und nach inaktiviert wird („abstirbt“). Für die Ausbildung einer Immunität im Tier ist aber ein vermehrungsfähiges Impfvirus notwendig. Um eine gleichmäßige Aufnahme zu gewährleisten, sollte den Tieren daher vorher das Wasser entzogen werden. Als grobe Orientierungswerte haben sich zwei Stunden in den kälteren Jahreszeiten und eine Stunde in den wärmeren Monaten als praktikabel erwiesen. Die Impfung sollte direkt am Morgen erfolgen, da die Tiere zu diesem Zeitpunkt alle zum Trinken gehen.

Wenn du bereits in Wasser aufgelösten Impfstoff z. B. über einen Geflügelzuchtverein erhalten hast, muss dieser demnach sofort verabreicht werden; eine Lagerung ist nicht möglich.

Wasserqualität

Lebendimpfstoffe können insbesondere durch folgende Substanzen ihre Wirksamkeit verlieren:

  • Schwermetalle wie Eisen, Kupfer und Blei: Diese können sich z.B. in höherer Konzentration in Brunnenwasser finden. Außerdem sollte der Impfstoff auch nicht in Gefäßen, die aus diesen Substanzen bestehen, angemischt oder den Tieren angeboten werden. Am besten Plastikgefäße verwenden.
  • Desinfektionsmittel und Chlor: Vermeide Rückstände in allen Gefäßen, mit denen der Impfstoff in Kontakt kommt. In einigen Regionen wird das Leitungswasser gechlort. In diesen Fällen solltest du stilles Wasser für die Impfung verwenden.
  • Säuren: Auch eine Ansäuerung des Trinkwassers, wie sie von manchen Haltern durchgeführt wird, muss während der Impfung unterbleiben.
  • Organische Verunreinigungen: Zum Anmischen und Verabreichen nur saubere Gefäße verwenden.

Um unerwünschte Substanzen im Wasser zu neutralisieren, kann Magermilch (max. 0,5 % Fett; 20 ml auf 1 Liter Wasser geben) oder Magermilchpulver (2 g Milchpulver auf 1 Liter Wasser) verwendet werden. Es gibt auch kommerziell angebotene Impfstoffstabilisatoren (z. B. AviBlue, Vac Safe, Cevamune), die die gleiche Wirkung haben und zusätzlich das Wasser anfärben. Dies ist insbesondere in großen Geflügelhaltungen hilfreich, wo das Restwasser im Leitungssystem abgelassen werden muss, bis die angefärbte Impflösung zu sehen ist. Zusätzlich kann durch Anfärbung der Schnäbel kontrolliert werden, ob alle Tiere die Impfstofflösung aufgenommen haben (dazu muss aber die höhere Dosierung verwendet werden, die von den Herstellern angegeben wird). Bei allen Zusätzen muss nach dem Einmischen in das Wasser ca. 15 bis 20 min gewartet werden, bis der Impfstoff zugegeben werden kann.

Kommerzieller Impfstoffstabilisator für die Trinkwasserimpfung von Geflügel
Kommerzieller Impfstoffstabilisator

Zugabe des Impfstoffes

Ich empfehle dir, für das Ansetzen der Impfstofflösung ein Kunstoffgefäß zu benutzen, dass nur für diesen Zweck verwendet wird. Zunächst solltest du Einmalhandschuhe anziehen. Dann die Aluminiumschelle von der Impfstoffflasche entfernen. Der Gummistopfen sollte erst unter Wasser geöffnet werden, da in der Flasche ein Vakuum herrscht, und der plötzliche Kontakt mit Luftsauerstoff dem Impfstoff schadet. Spüle die Flasche sorgfältig aus, damit dort keine Impfstoffreste verbleiben. Danach die Impfstofflösung gut durchmischen und in die sauberen Tränken geben. Es ist wichtig, dass die Hühner während der Impfung keinen Zugang zu anderen Flüssigkeitsquellen außer der Impfstofflösung haben (Wasserpfützen, Feuchtfutter, Obst etc.).

Errechnung der richtigen Wassermenge

In welcher Wassermenge soll der Impfstoff deinen Hühnern angeboten werden? Hier kannst du wie folgt vorgehen: Ermittle die Wassermenge, die deine Tiere täglich trinken, falls du das nicht sowieso schon weißt. Diese Menge nehmen die Tiere während der Tageslichtzeit auf (nachts trinken sie nichts). Daher teilst du die Wassermenge durch die Tageslichtstunden (z.B. im Sommer 16 Stunden). Dann multiplizieren mit der Anzahl der Stunden, in denen die Tiere den Impfstoff aufnehmen sollen (also mal 2 bis 3). Als grobe Faustregel entspricht die benötigte Wassermenge ca. 20 % des Tagesverbrauches.

Für Trinkwasserimpfstoffe sind 1000 Dosen pro Impfstoffflasche die niedrigste Abpackungsgröße, die auf dem Markt angeboten wird. Du kannst den Impfstoff z. B. in 1000 ml Wasser einmischen. Dann entspricht 1 ml einer Dose. Falls du eine überschaubare Zahl an Tieren zu impfen hast, kannst du den Tieren die Dosis auch einzeln in den Schnabel verabreichen, z. B. mit einer Spritze. Wenn du den klassischen Weg über die Tränke wählst, entnimmst du die entsprechenden Milliliter von der Vormischung und gibst sie zu der errechneten Wassermenge. Danach solltest du die Impfstofflösung gut vermischen und in das saubere Tränkgefäß füllen.

Fazit

Ein Lebendimpfstoff ist ein empfindliches Produkt, welches durch viele Umwelteinflüsse Schaden nehmen kann. Leider siehst du dem Impfstoff von außen nicht an, ob er noch wirksam ist, oder nicht. Daher solltest du ihn immer sehr sorgsam behandeln. Die Verabreichung von Impfstoffen über das Trinkwasser mag simpel erscheinen, ist aber wesentlich fehleranfälliger als eine Impfung mittels Injektion.

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