Was sind die schlimmsten Krankheiten für dich als Hobbyhühnerhalter? Dies sind insbesondere Erkrankungen, die sehr schwer oder gar nicht zu behandeln sind, zu sehr hoher Sterblichkeit führen oder die in der Haltungsumgebung der Hühner sehr lange überlebensfähig und daher schwer zu eliminieren sind.
1. Tuberkulose
Geflügeltuberkulose wird von der Bakterienart Mycobacterium avium ssp. avium verursacht und kommt meist durch Wildvögel in die Haltung. Das kann man bei erkrankten Tieren sehen: Eine Infektion führt zu einem chronischen Krankheitsgeschehen, das betroffene Huhn magert ab und stirbt schließlich. In der pathologischen Untersuchung können häufig sogenannte Tuberkel (Entzündungsherde) in verschiedenen Organen nachgewiesen werden. Weitere Krankheitssymptome sind auch davon abhängig, in welchen Organen sich diese Entzündungsherde hauptsächlich befinden. Oft sind nur einzelne Tiere gleichzeitig betroffen, die Erkrankung verbreitet sich nur langsam im Bestand. Trotzdem wird es leider nach und nach vermutlich die meisten Tiere ereilen, daher lässt sich die Euthanasie aller Hühner meist nicht vermeiden.
Ist richtig mies, weil: Die Geflügeltuberkulose kann nicht behandelt werden. Außerdem scheiden infizierte Tiere die Mykobakterien mit dem Kot aus, so dass die gesamte Haltungsumgebung der Tiere verseucht wird. Das ist deshalb so problematisch, weil Mykobakterien eine sehr hohe Überlebensfähigkeit in der Umwelt (Tenazität) haben. Im Prinzip kannst du trotz Bearbeitung des Auslaufs (z. B. umgraben und kalken) für 1-2 Jahre auf der Fläche keine Hühner mehr halten. Deshalb meine eindeutige Nummer 1 unter den unangenehmen Krankheiten, die wünscht man nicht seinem ärgsten Feind.
Das kannst du tun: Leider sind die Möglichkeiten hier stark begrenzt. Du solltest alles vermeiden, was Wildvögel anlockt, z. B. Fütterung im Auslauf. Außerdem die Hühner nur auf einem begrenzten Bereich des Grundstückes halten, damit im Fall der Fälle nicht alles verseucht ist.
2. Geflügelpest
Bei Geflügelpest („Aviäre Influenza“) handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche, und sie ist die weltweit bedeutenste Geflügelkrankheit. Sie wird von dem Influenza-A-Virus verursacht. Die Erkrankung wird meist durch Wildvögel eingeschleppt und führt bei Hühnern zu einer hohen Sterblichkeit. Das kann man bei erkrankten Tieren sehen: Kennzeichnend ist hauptsächlich die hohe Sterblichkeit, teilweise können weiterhin Blutungen an den Kopfanhängen oder den Beinen beobachtet werden.
Ist richtig mies, weil: Erst sterben dir reichlich Tiere und dann müssen die überlebenden getötet werden. Die Erkrankung wird behördlich durch das sogenannte „Stamping out“ (Keulung und Restriktionsgebiete) bekämpft. Immerhin ist, im Unterschied zu Mykobakterien, die Überlebensfähigkeit des Influenzavirus in der Umwelt überschaubar.
Das kannst du tun: Eine Impfung gegen Geflügelpest ist verboten. Daher ist die einzige Möglichkeit, eine Infektion durch Biosicherheitsmaßnahmen zu verhindern. Geflügelpest wird üblicherweise durch Wildwassergeflügel eingeschleppt. Dementsprechend sollten grade auf größeren Grundstücken stehende Wasserflächen vermieden werden. Außerdem sollten deine Tiere möglichst nur im Stall gefüttert werden. Weiterhin solltest du ggf. geltende Aufstallpflichten ernstnehmen.
3. Newcastle Disease
Auch bei Newcastle Disease handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche. Die Erkrankung wird von dem aviären Avulavirus 1 verursacht und ist weltweit verbreitet. Auch in Europa kommt es immer wieder zu Infektionen, dabei stellen infizierte Wildvögel für dich das wahrscheinlich größte Risiko dar. Das kann man bei erkrankten Tieren sehen: Auch bei Newcastle Disease ist das wichtigste Erkennungsmerkmal die hohe Sterblichkeit. Gelegentlich zeigen Tiere zentralnervöse Symptome wie Kopfverdrehen oder Kopfzittern.
Ist richtig mies, weil: Vergleichbar mit Geflügelpest. Bei infizierten Tiergruppen kommt es zu massiver Sterblichkeit, nach amtlicher Feststellung muss der Bestand getötet werden.
Das kannst du tun: Hier gibt es glücklicherweise neben Biosicherheitsmaßnahmen zur Verhinderung der Einschleppung die Impfung. Dazu bist du sowieso zu verpflichtet, achte also immer auf einen Impfschutz deiner Tiere.
4. Mareksche Krankheit
Auch die Mareksche Krankheit wird von einem Virus verursacht. Hier findest du mehr Informationen. Die Infektion ist in Hobbyhaltungen weit verbreitet und der Erreger kann zu einer lebenslangen Infektion führen. Nicht alle infizierten Tiere zeigen Krankheitssymptome, sie können das Virus aber trotzdem ausscheiden, genauso wie geimpfte Tiere. Das kann man bei erkrankten Tieren sehen: Bei der Nervenform fallen Tiere mit häufig einseitiger Lahmheit auf, wobei die Gelenke keine Schwellung aufweisen. Bei der Tumorform hängen die Symptome von den betroffenen Organen ab, und können daher variieren. Die Krankheitsanzeichen entwickeln sich häufig langsam, und die Tiere magern ab.
Ist richtig mies, weil: Wenn deine Tiere erkranken, gibt es keine Behandlungsmöglichkeit. Sowohl die Nervenform als auch die Tumorform haben einen chronischen Krankheitsverlauf, bei dem es denn Tieren langsam aber sicher immer schlechter geht, bis sie dann erlöst werden müssen oder schließlich von selber sterben. Aufgrund der weiten Verbreitung ist es außerdem wahrscheinlich, dass du irgendwann in deiner Geflügelhalterkarriere einmal Probleme mit Marek bekommst.
Das kannst du tun: Alle Küken impfen lassen und auch bei dem Zukauf von älteren Tieren nur Hühner mit erfolgter Marek-Impfung nehmen.
5. Rote Vogelmilbe
Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) ist ein blutsaugender Parasit, welcher sich insbesondere bei warmen Temperaturen sehr schnell vermehren kann, und deine Hühner nachts heimsucht. Tagsüber verstecken sich die Milben in der Stallumgebung. Das kann man bei erkrankten Tieren sehen: Eine Zusammenfassung findest du hier.
Ist richtig mies, weil: Bei starkem Befall können die Hühner an Blutarmut eingehen. Außerdem kann die Rote Vogelmilbe andere Krankheitserreger übertragen und der Befall stresst die Hühner ungemein. Die Milben überleben auch ohne die Hühner sehr lange und sind äußerst schwer zu bekämpfen. Das Hauptproblem ist dabei, dass die Milben in der Stalleinrichtung für eine Behandlung schwer zu erreichen sind. Eine Besonderheit ist außerdem, dass ein Milbenbefall auch für dich als Halter unschön ist, da sie auch Menschen stechen und das Betreten des Stalls daher sehr unangenehm werden kann. Es gibt glaube ich keine andere Krankheit, wegen der mehr Menschen die Hobbygeflügelhaltung aufgeben, zermürbt von erfolglosen Behandlungsversuchen gegen die Milben.
Das kannst du tun: Schon beim Stallbau solltest du nicht nur auf optische Gesichtspunkte achten, sondern auch einen möglichst Vogelmilben-unfreundlichen Stall planen. Immer ein Staubbad anbieten und regelmäßig auf Vogelmilben kontrollieren, sodass du im Fall der Fälle frühzeitig eingreifen kannst.
Ich hoffe, diese Übersicht deprimiert dich jetzt nicht zu sehr und drücke dir die Daumen, dass du und deine Tiere verschont bleiben!
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